Ein Haus mit Geschichte
Unsere Geschichte – Tradition und Fürsorge seit Jahrzehnten
Das Senioren-Pflegeheim St. Elisabeth in Köthen blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Geprägt von christlichen Werten und einem tiefen Engagement für das Wohl älterer Menschen, hat sich unser Haus über die Jahre stetig weiterentwickelt. Entdecken Sie die wichtigsten Meilensteine unserer Historie und erfahren Sie, wie aus Tradition eine herzliche Heimat für unsere Bewohner wurde.
Notizen zur Geschichte unseres Hauses
bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
von Christian Ratzel | Januar 2025
Dieser repräsentative Bau in der alten „Promenade auf dem Walle“ hat eine interessante und wechselvolle Geschichte, deren Anfänge jedoch noch nicht gänzlich geklärt worden sind. In jedem Fall beginnt sie mit der Nutzung als Gold- und Silberfabrik zur Herstellung von Fäden und Drähten aus diesen Metallen, damals unerlässlich für den gut gekleideten barocken Menschen. Schon 1698 werden in Köthen zwei dieser Fabriken erwähnt. Eine davon gehörte im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts Martin Bönigk, Unternehmer und kursächsischer Kammerherr aus Leipzig. Dieser verkaufte sein Unternehmen 1724 an Markus von Schnurbein (1701 – 1791), millionenschwerer Kaufmann und Unternehmer aus einer Augsburgischen Patrizierfamilie.
Wo das ursprüngliche Fabrikgebäude zu dieser Zeit stand, ist nicht belegt, ebenso nicht das Datum der Erbauung des heutigen Hauses. Die meisten Veröffentlichungen geben dafür eine Zeit um 1700 an, was aber eher unwahrscheinlich ist. Stand doch dort zu dieser Zeit noch der hohe und breite Schießwall, der erst 1719 abgetragen und die heutige Straße angelegt worden ist. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass von Schnurbein das stattliche Gebäude, wie von der Familienchronik festgehalten, im Jahr 1726 errichten ließ. Das Unternehmen jedenfalls florierte, zeitweise beschäftigte die Fabrik bis zu 300 Angestellte, fast ein Zehntel der Köthener Einwohnerschaft.
Markus von Schnurbein behielt seinen Hauptwohnsitz in Köthen auch dann, als er 1735 nach dem Tod seines Vaters die Hauptgeschäfte der Familie in Augsburg übernahm. Er erwarb weitere Immobilien, so etwa das Gut Kleinbadegast bei Köthen.
1775 kaufte er auch das unweit seiner Geburtsstadt liegende Schloss Elmischwang. Neun Jahre zuvor hatte er in zweiter Ehe Maria Jakobina, geb. von Langemantel, geheiratet. Nach seinem Tod im hohen Alter von 90 Jahren wurde er in der eigentlich als fürstliche Gruft eingerichteten Grablege der lutherischen Kirche St. Agnus in Köthen beigesetzt, in welcher seine sterblichen Überreste Seite an Seite mit denen seiner Frau bis heute ruhen. Um in Erinnerung zu bleiben, hatte er dafür gesorgt, dass auf dem damaligen lutherischen Friedhof ein Obelisk als Denkmal aufgestellt wurde. Dieser überstand die Umwandlung des Friedhofes zum Friedenspark und ist nach wie vor zu sehen und dazu in den 2000er Jahren von der Familie Schurbein restauriert worden.
Die Manufaktur verblieb zunächst im Familienbesitz, ging aber bald darauf an die Gebrüder Pfister aus Leipzig über. Spätestens eingangs des 19. Jahrhunderts muss die Fabrik eingegangen und schließlich in den Besitz der Familien von Veltheim und von Bodenhausen sein.
1828 erwarb Herzog Friedrich Ferdinand von Anhalt-Köthen (1769 – 1830) das Haus als Sommersitz für seine Frau, Herzogin Julie (1793 – 1848). Zu diesem Zweck wurde das Haus vom Herzoglichen Baudirektor Christian Gottfried Heinrich Bandhauer (1790 – 1837) umgebaut und erhielt seine heute noch zu sehende repräsentative Fassade. Nach dem Tod des Herzogs 1830 verblieb das Haus als Witwensitz bei der Herzogin, die es jedoch nur selten nutzte. Schon zu dieser Zeit befand sich eine katholische Schule in einigen der Räumlichkeiten. Das Herzogspaar war 1825 in Paris zum katholischen Glauben konvertiert und förderte die katholische Gemeinde nach Kräften. So nimmt es auch nicht Wunder, dass Julie testamentarisch verfügte, dass das Haus nach ihrem Tod an die katholische Gemeinde gehen sollte, was 1848 auch geschah.
Zunächst bot die Gemeinde das Gebäude der Schulverwaltung zum Kauf oder zur Miete an, die damals händeringend nach einer neuen Bleibe für die Gymnasiasten der in der Schulstraße untergebrachten und sehr beengten Stadtschule suchte. Das zuständige Ministerium lehnte das Angebot ab, fragte aber ein Jahr darauf seinerseits bei der Gemeinde an, worauf diese nun ablehnte.
Also verblieb das Gebäude bei der Gemeinde, die es vielfältig nutzte.
- 1870 diente das Haus als Kommunikantenanstalt (zur Vorbereitung von Kindern auf die Erstkommunion) und Kinderheim, geleitet von der „Kongregation der Grauen Schwestern von der Heiligen Elisabeth“
- 1878 Herzogin Julie überschrieb das Haus per Schenkungskontrakt der katholischen Kirche „St. Maria“
- 1883 im 1. Stock offizielle Einweihung der Hauskapelle
- 1899 Hauskapelle in die 2. Etage verlegt
- 1901 wurde im Haus zusätzlich ein Kindergarten eingerichtet
- 1914 Kinderheim wurde geschlossen, da Platz für verwundete Soldaten aus Russland benötigt wurde
- 1921 Haupthaus wurde unter Denkmalschutz gestellt
- 1922 offizielle Umbenennung in „Katholisches Kinderheim“
- 1924 im Nebenhaus weilte Provinzialredaktion des „Sächsischen Tagesblattes“
- 1925 erstmals im Haupthaus Altenpflegeplätze eingerichtet
- 1938 zwischenzeitliche Nutzung als Katholische Volksschule – musste geschlossen werden
- 1966 Kauf des Hauses Nr. 25 von der St.Jakobs-Gemeinde
- 1981 Schwesternniederlassung wurde nach 111-jährigem Bestehen aufgelöst, für die Heimleitung wurde ein Gemeindemitglied eingesetzt
- 1987 Kauf Haus Nr. 26
- 1989 Rekonstruktion Haus Nr. 25 und 26
- 1992 Rekonstruktion und Sanierung des gesamten Komplexes Pflege- und Altenheim
- 1995 nach 3-jähriger Bauzeit das völlig neugestaltete und sanierte Senioren-Pflegeheim „St. Elisabeth“ eingeweiht
- 1999 Sanierung des Seitenflügels (27 a) zu altengerechten Wohnungen
- 2000 Ausbau des Dachgeschosses Bettenhaus mit 10 Bewohnerzimmer
- 2000 Sanierung WB 4
- 2001 Kauf des Hauses Nr. 24
- 2003 Ersatzneubau Seitenflügel (ehem. Haus 24)
- 2015 Umgestaltung ehemalige Wohnung zu Bewohner- Zimmern